Raluca C.E. Blidar

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Die Rauminstallation 'kokon (manole)' besteht aus einem weißen, hohen und komplett verschlossenem, turmartigen Bau (Bild1), einer Videoprojektion, die auf der gegenüberliegenden Wand gezeigt wird und einem DIN A3 Bogen (Bild2).
Bevor die Videoprojektion startet wird der dunkle Raum nur durch einen Lichtschimmer erhellt, der aus dem verschlossenen Turm leicht die Raumdecke anstrahlt. Es erklingt im dämmerigen Raum die Ballade des „Meister Manole“ in rumänischer Sprache. Nach kurzer Zeit erscheint dazu ein Videobild: das Bild wird auf der dem Turm gegenüberliegenden Wand gezeigt. In dem Video bohrt sich jemand aus dem Inneren desselben Turms erst ein Loch und dann mit einer Handsäge und mittels vier Schnitte einen rechteckigen Ausgang. Das Geräusch der Säge ist gut zu hören und erklingt parallel zur Ballade.
Diese Ballade ist im Südosten Europas weit verbreitet und ein fester Bestandteil der rumänischen Kultur. Sie erzählt die Geschichte des Baumeisters Manole, der darin beauftragt wird eine Kirche zu bauen, die ein Meisterwerk werden soll. Dies will ihm zunächst nicht gelingen bis Manole eine Offenbarung hat, der zufolge er die erste Frau, die ihm am nächsten Tag begegnet, lebendig einmauern muss, damit er den Bau vollenden kann.
Als ihm am nächsten Tag seine schwangere Ehefrau begegnet, mauert er sie lebendig ein. Es gelingt ihm die Kirche fertigzustellen, anschließend nimmt er sich aus Kummer an dem begangenen Mord das Leben.
Auf den ausliegenden Papierbögen ist die Ballade in deutscher Übersetzung gedruckt und über dem Text sind in stilisierter Form die Schnitte und das zu Anfang gebohrte Loch zu sehen, mit der sich die Person aus dem Turminneren den Ausgang sägt. Die Schnitte überlagern dabei den Text nicht vollständig, gerade noch so sind die überschriebenen Wort zu lesen.

Wann ist man Künstler/ KünstlerIn? Und was muss man erbringen, um ein Kunstwerk zu erschaffen?

Um diese Fragen kreist die Arbeit, verweigert zwar eine Antwort aber plädiert für eine Dekonstruktion der Vorstellung von der Notwendigkeit eines (weiblichen) Opfers beim schöpferischen Akt.
Bild1
Bild2